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Gott, Frauen, Priestertum

 

 

Nie direkt darüber gesprochen und doch immer präsent – so erlebte Sr. Gisela Porges den Glauben in ihrer Kindheit. Aus einem Mädchen das Priester werden wollte, wurde mit 18 Jahren schlussendlich eine Don Bosco Schwester.

 

Sr. Gisela, hatten Sie schon als Kind einen starken Bezug zum Glauben?
In meiner Kindheit wurde selten direkt über den Glauben gesprochen und trotzdem war er immer etwas ganz Selbstverständliches für uns. Ich habe als Kind viel über Gott und die Welt nachgedacht. Über die Unendlichkeit, den Tod – wie sich Kinder eben Gedanken machen. Die Sehnsucht nach Gott habe ich früh gespürt, vor allem in der Verbindung mit der Natur bin ich Gott begegnet. Daher mein Wunsch, „etwas mit Gott“ zu machen. Die Einzigen, die ich als Kind direkt mit Gott in Beziehung brachte, waren die Priester unserer Pfarre. Daher mein früherer Wunsch, Priester zu werden – allerdings folgte schnell die Enttäuschung, als ich merkte, dass mir dies als Frau nicht möglich war.


Gab es eine Erfahrung, die Sie auf den Weg der Ordensfrau gebracht hat?
Mit 13 Jahren war ich mit meinen Eltern in Medjugorje – dieser Sommer war eine Wende. Ordensschwestern habe ich damals nie gesehen, außer im Fernsehen oder in Büchern. Allerdings begann ich meine Fühler auszustrecken und mich zu informieren, wo es Ordensfrauen gibt und wie diese leben. Dabei bin ich auf das Don Bosco Haus gestoßen. Hier hat mich eine Ordensfrau begeistert – Sr. Irmgard Gundolf, die leider früh verstarb. Sie war eine fröhliche, begeisterte, unglaublich liebevolle Frau mit einer beeindruckenden Ausstrahlung. Mir kam der Gedanke: So kann ich nicht sein, aber so möchte ich sein! Ihre Gabe war es, auf die Menschen zuzugehen. In einem gemeinsamen Gespräch hat sie mir bestätigt, dass dies auch für mich der richtige Weg sein könnte.


Was ist für Sie der Unterschied zwischen Beruf und Berufung?
Im Idealfall gibt es keinen Unterschied. Im besten Fall ist Berufung das, was ich tue, was mein Leben lebenswert macht und erfüllt. Berufung kann eine Lebensweise oder eine Beschäftigung sein. Ordensleben ist meine Art, Beziehung zu leben. Ich lebe nicht mit einem Partner verbunden, sondern mit einer Gemeinschaft. Das ist meine Berufung. Und wenn eine Beziehung gut ist, macht man auch nach 20 Jahren nicht Schluss, sondern man stellt sich immer wieder den Herausforderungen.


Im Buch „Starke Schwestern“ von Felicitas von Aretin sprechen Sie davon, dass Sie es leid sind, auf eine Reform der Stellung der Frauen in der Kirche zu warten. Ist es nicht auch Ihre Aufgabe, für Hoffnung zu sorgen oder anderen Hoffnung zu machen?

Vielleicht klingt es ein bisschen deprimierend, obwohl ich das gar nicht so gemeint habe. Das
Interview zum Buch war einige Tage nach einem Gespräch über genau dieses Thema. Mein
Gesprächspartner vertröstete mich mit den Worten: „Es kommt ja alles, du musst nur warten und Geduld haben. In der Kirche dauert das eben ein bisschen länger.“ Genau diesen Satz hörte ich bereits, als ich 16 war – jetzt bin ich 52 –, also war ich schon über viele Jahrzehnte geduldig. Man muss sich dann eben irgendwann entscheiden: darüber lachen, sich aufregen oder cool bleiben. Wenn die Kirche glaubt, auf Frauen in gewissen Positionen verzichten zu können, dann gehe ich eben meine eigenen Wege – nicht im Sinne von Austritt, sondern eben andere Wege, auf denen ich Gott zu den Menschen bringen kann.

 

Was empfehlen Sie Frauen, die überlegen, in einen Orden einzutreten?
Bei meinem Eintritt war ich 18 Jahre alt. Ich bin in unserer Gemeinschaft für die Berufungspastoral zuständig und ich denke, bis vor Kurzem hätte ich niemandem empfohlen, so jung bei uns einzutreten. Ich hatte die Vorstellung, dass die heutigen jungen Menschen mehr Zeit für so einen Schritt bräuchten. In der Zwischenzeit habe ich aber Sr. Emmanuela Kohlhaas kennengelernt, die genau anderer Meinung war als ich. Ihrer Einstellung nach sollten die Orden junge Frauen, die spüren, dass das Ordensleben etwas für sie sein könnte, einfach mitleben lassen. Ganz offen, ohne Zwang, gleich den nächsten Schritt tun zu müssen. Ob es wirklich Berufung ist, merke man meist erst beim Gehen des Weges. Wie gesagt: Ich habe meine Berufung sehr jung gespürt – für mich war es der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Und wenn es Frauen heute genauso geht, sollten sie diesem Ruf auch in jungen Jahren folgen. Und sollten sich unsere Wege dann auch wieder trennen, dann haben wir ihnen die Chance für eine wichtige Erfahrung gegeben.

 

Von Rainer Manzenreiter

 


 

Sr. Gisela Porges ist gebürtige Wienerin und Provinzsekretärin in der Deutschsprachigen Provinz der Don Bosco Schwestern. Aufgewachsen ist sie mit fünf Geschwistern und mit 18 Jahren in den Orden eingetreten.

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