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„Denke ‚all inclusive‘, handle lokal“

P. Franziskus Jordan

 

Als Gründer der Salvatorianischen Gemeinschaften verfolgte P. Franziskus Jordan eine klare Vision: die universale Verkündigung des Evangeliums unter Einbeziehung von Laien.

 

Am 15. Mai wurde der Visionär in Rom Seliggesprochen. Im Interview verweist Provinzial P. Josef Wonisch auf die bleibende Aktualität des Ordensgründers. Von Maria FIBICH

 

Terrasse, Sorgengesicht, 1915

Welche Vision liegt den Ordensgründungen von P. Jordan zugrunde?

Herzensanliegen ist ihm die Verkündigung der heilsbringenden Botschaft des Evangeliums an die Menschen aller Nationen. Dies aber nicht nur durch Priester, sondern durch alle Getauf-ten. Er hat die Vision, wie später vom II. Vaticanum formuliert, dass durch die Grundberu-ung aus der Taufe alle Menschen eine Berufung und Sendung haben: ihre Begabungen mit allen Mitteln und Wegen, die die Liebe Christi eingibt, einzusetzen, damit alle Gott erkennen (vgl. Joh 17,3) und aus der lebendigen Beziehung zu ihm Zugang zum Leben in Fülle haben.

 

 

Wann fasst er den Entschluss, einen neuen Orden zu gründen?

Interessanterweise wird ihm beim Gebet am Grab von Petrus Canisius im August 1881 in Fribourg klar, dass nun die Zeit für seine Gründung in Rom reif ist. Am 8. Dezember 1881 ruft er die „Apostolische Lehrgesellschaft“ ins Leben, die 1893 ihren heutigen Namen erhält: Gesell-schaft vom Göttlichen Heiland, kurz: Salvatorianer; 1888 gründet er mit Therese von Wüllenweber die Schwesterngemeinschaft der Salvatorianerinnen.

 

 

P. Jordan zeichnen Weitblick und Offenheit aus. Warum?

Das ist faszinierend für jemand aus einem Dorf im Schwarzwald. Er lernt früh die Härte der Armut kennen und weiß nach seiner Lehre als Maler, Vergolder und Tapezierer als Wander-geselle in Deutschland und Böhmen, was die Menschen brauchen: Alle Völker sollen das Licht Gottes erfahren. Man könnte sagen: Denke ‚all inclusive‘ und handle lokal. P. Jordan legt dabei den Fokus nicht auf eine bestimmte Art des Apostolats. Dieses hängt stark von den Charismen der einzelnen ab. Mit unbedingtem Gottvertrauen, minimalen Mitteln, trotz aller Rückschläge sendet er die wenigen in die Welt hinaus, etwa 1890 ins indische Assam, wohin keiner gehen will. Dieses Hinausgehen betont auch Papst Franziskus.

 

 

Die Offenheit für die Charismen der einzelnen Mitglieder – macht es das nicht auch schwierig für eine Gemeinschaft?

Die Gefahr, dem Individualismus zu erliegen, ist da. Durch die Offenheitsdynamik nach dem Konzil ging und geht uns die Kraft des Gemeinsamen, der Gemeinschaft manchmal ab. Es ist oft schwierig, Überzeugungsarbeit zu leisten, dass es um eine gemeinsame Sendung geht, gerade wo wir in den letzten Jahrzehnten vieles aufgeben mussten. International vonein-ander und miteinander zu lernen, gemeinsam unterwegs zu sein, das ist neben dem Studium wesentlicher Ausbildungsfaktor bei den jungen Salvatorianern.

 

Welche Projekte der österreichischen Salvatorianischen Familie tragen besonders P. Jordans Handschrift?

Das sind Sozialprojekte wie die Gruft für obdachlose Menschen, das Haus P. Jordan, ein Altenpflegewohnheim in Kaisermühlen, der Einsatz aller drei Zweige gegen Menschhandel und die Ausbeutung von Frauen. Auch die Übergabe der Verantwortung der Pfarre Mistelbach im Geist von P. Jordan und das Projekt der offenen Kirche in St. Michael. Kirche als Einladung: Menschen können Stille, Gebet entdecken, sich von Musik und Kunst berühren lassen und wir Salvatorianer und Laien sind ansprechbar, wo das gewünscht ist.

                                                                                                                         

Jordan nach Jerson Jiminez

 

Welche Erfahrung aus seinen geistlichen Tagebüchern schätzen Sie besonders?

Seine Einladung: „Werdet Männer des Gebetes!“ P. Jordan ermutigt, in allen Lebenslagen vertrauensvoll zu beten, denn das Gebet ist die größte Macht der Welt. Das entdecke ich immer mehr auch als Provinzial in meinem Leitungsdienst für die Mitbrüder. Ich kann ein wenig den barmherzigen Blick Gottes lernen. Wir brauchen diese Schlüssel von Vertrauen und Gebet.

 

 

Wenn Sie P. Jordan etwas fragen könnten, was wäre das?

Wie siehst du, P. Jordan, deine Vision in diesen drei Zweigen, die gewachsen sind, heute verwirklicht? Wozu würdest du uns ermutigen? Denn: Wenn wir Menschen – mit heutigen Mitteln – ermutigen, einen Zugang zu finden, entfaltet sich vieles.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Interviewpartner

 

P. Mag. Josef Wonisch ist seit 1. Juli 2014 Provinzial der Salvatorianer.

 

Predigt zur Seligsprechung

 

P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan
1848 in Gurtweil, Baden-Württemberg, geboren. Als der Vater stirbt, wächst sein Wunsch, Priester zu werden. Er arbeitet u.a. als Maler. Ab 1874 Studium der Theologie und Philosophie. 1878: Priesterweihe, danach Sprachenstudium in Rom. 1881: Gründung der „Apostolischen Lehrgesellschaft“, aus der 1883 der Ordenszweig der Salvatorianer wird. 1888: Gründung der Salvatorianerinnen mit Therese von Wüllenweber. Ab 1890 Entsendung von Ordensleuten in die Mission. 1918 stirbt P. Jordan in Tafers bei Fribourg. Nach dem II. Vaticanum entstehen Salvatorianische Laiengemeinschaften.
15.05.: Seligsprechung, Lateranbasilika
16.06: Dankfeier in St. Michael, 1010 Wien, begleitet von Schwerpunkttagen im „Quo vadis?“ 

www.paterjordan.org
www.facebook.com/www.PaterJordan.org
www.salvatorianer.at


NEU zur Seligsprechung
Martin Kolozs, Alles für den Heiland. Lebensbild des seligen Pater Franziskus Jordan,
erhältlich ab sofort

 

 

 

 

Warum Salvatorianer?
Provinzial P. Josef Wonisch SDS gibt persönliche Einblicke


Zwei Erfahrungen waren für mich ausschlaggebend:

Mit fünf Jahren erlebte ich in meiner südoststeirischen Heimatpfarre die Primiz eines Spätberufenen, der Mühe hatte, das Studium zu bewältigen. Er redete so laut, seine Begeisterung schwappte über. Ich dachte mir, das muss etwas Tolles sein.


Als ich ein öffentliches Gymnasium in Graz besuchte, lebte ich in einem Internat der Salvatorianer. Wir hatten eine Heimband, die „Salvatorians“, die an vielen Wochenenden Gottesdienste in der gesamten Steiermark gestaltete, wo ich als Sänger mitwirkte. In unserer Heimgemeinschaft lernte ich auch junge Salvatorianer kennen, die in Graz studierten. Nach der Matura entschloss ich mich zur Kandidatur in Wien-Kaisermühlen. In diesen zwei Jahren reifte die Entscheidung, das internationale Noviziat in Passau zu machen. Nach einem Jahr zurück bei den Salvatorianern in Graz, setzte ich mein Studium fort. 1979 legte ich die ewige Profess ab, 1980 wurde ich in Graz von Bischof Johann Weber zum Priester geweiht.


Liebe auf den zweiten Blick

Mit P. Jordan war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Die Patres, Fratres (Theologen), alte wie junge, trugen den dunklen Habit, das empfand ich als Schüler als recht düster. Angestoßen durch das II. Vaticanum, setzte man sich verstärkt mit den Gründerpersönlichkeiten auseinander. Ich war von meinen schulischen Erfahrungen her – bis auf das Singen – ein eher schüchterner Typ, der sich nicht viel zutraute. Als ich als Neupriester nach Oberösterreich gesandt wurde und nach zwei Jahren als Diözesanseelsorger für die Katholische Jugend Land angefragt wurde, war das eine wichtige Erfahrung: Dass mir das zugetraut wurde! Blaise Pascal sagt: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen“. In dieser Erfahrung finde ich mich ganz bei Pater Jordan wieder.

 

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