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Mutter-Sein: Was heißt das?

Berufung zur Mutter

 

 

Als Mutter dreier erwachsener „Kinder“ fühlt sie sich innerlich nicht weniger als Mutter, als diese existenziell von ihr abhängig waren. Bernadette Wailzer über ihr Mutter-Sein.

 

Mittlerweile bin ich keine ganz junge Mutter mehr, und der Gedanke an meine inzwischen erwachsenen Kinder ist nicht mehr verbunden mit dem, was ich vor einigen Jahrzehnten mit dem Gedanken des Mutter-Seins verbunden hätte. Und doch fühle ich mich nun, als Mutter dreier erwachsener „Kinder“, innerlich nicht weniger als Mutter, als damals, als meine „Kleinen“ existentiell von mir abhängjg waren: abhängig, von einer Mutter – und nicht zuletzt auch von einem Vater – umsorgt, gehegt, behütet, und sowohl im übertragenen wie auch im wahrsten Sinne des Wortes „getragen“ zu werden. - Was also macht es aus, dieses mein Mutter-Sein?

 

Geschenk des Lebens

Da war zunächst diese Zeit der Erwartung, des Hoffens, das Wissen um das biologische Wunder, die ersten Bewegungen im Mutterleib, die Zeit, in der man sich auf den Augenblick freut, sein Kind zum ersten Mal im Arm zu halten. Und freilich war diese Zeit auch mit Fragen verbunden: Wird alles gelingen, wird mein Baby gut auf die Welt kommen, was wird auf mich zukommen, werde ich meinen Aufgaben gewachsen sein? [1])

 

Und dann die Stunde, als wir unsere winzigen Babys zum ersten Mal im Arm hielten und die weiche Haut spüren durften, der Blickkontakt, die Berührungen, die Vertrautheit, die enge körperliche Nähe. Diese unglaublichen Momente werde ich nie vergessen, sie gehören zu den schönsten Augenblicken meines Lebens, in denen das Mutter-Sein eine reine Gnade, ein wunderbares Geschenk ist.

 

Herausforderungen

Freilich gab es auch die harten Zeiten. Da waren Zeiten der Krankheit, der Sorge, der schlaflosen Nächte, die Zeiten, in denen man kaum zum Denken oder zur Hausarbeit kam, weil man sich vor Erschöpfung nur mit Mühe durch den Tag schleppte. Dann kamen die Herausforderungen von außen hinzu, schließlich besteht das Leben nicht nur aus Kindern. Da waren Eltern, die Unterstützung brauchten, Verwandte und Freunde, die mit schweren Krankheiten kämpften, manche dichten Zeiten, in denen man sich mit dem Tod von nahe stehenden Menschen auseinandersetzen musste, auch berufliche Herausforderungen, Umzüge, schulischer Druck, Prüfungen in verschiedenster Hinsicht. Und dann ist da ja auch noch das eigene „Ich“, das zwischendurch ein bisschen aufschreit, das Leben, das man für sich selbst führen möchte: Freunde und Beziehungen, schöne Dinge erleben, die Partnerschaft und Ehe pflegen - wie soll sich das alles mit dem Mutter-Sein ausgehen?

 

Der Dienst an der Familie, an den Kindern, kostet einen Preis. Einschränkungen, auch Opfer sind Teil des Mutter-Seins. - Ja, Opfer - es ist ein unpopuläres Wort, das ich in diesem Zusammenhang verwende, und doch verwende ich es bewusst, denn dieses Wort umfasst etwas, was ich sehr intensiv mit dem Gedanken des Mutter-Seins verbinde. Es ist der Gedanke der Hingabe. Wenn man mich danach fragen würde, worin ich das Wesen des Mutter-Seins sehe, so meine ich, in dem Begriff der Hingabe die kürzeste Antwort zu finden, und diese Hingabe ist für mich in einer Weise erfüllend und bereichernd wie nichts Anderes. Im mütterlichen Denken denke ich immer auch „für“. Ich habe in meinem Leben als Mutter sicherlich manches hingegeben, manche persönlichen Vorstellungen über mein Leben, manche mehr oder weniger realistischen Träume. Und doch habe ich diese Hingabe nie bereut. Denn das Geschenk der Kinder, die ihr Leben mit mir teilen, Anteil zu haben an ihrem Groß-Werden, Aufwachsen, an den Freuden und Leiden ihres Daseins war und ist so bereichernd, dass es für mich durch nichts Anderes aufzuwiegen wäre. Meine Familie ist das kostbarste Geschenk meines Lebens.

 

Jetzt haben meine Kinder ihr Zuhause so gut wie verlassen, und haben (oder sind dabei) sich ein neues, eigenes Zuhause zu schaffen. Auch für mich als Mutter bedeutet dies eine Herausforderung im Hinblick darauf, was Mutter-Sein unter diesen veränderten Bedingungen heißt. Denn dass ich nach wie vor Mutter bin, ist keine Frage, sondern ein Faktum. Dieser Wesenszug, der durch das Dasein meiner Kinder mein Leben geprägt hat, hat mich von innen her verändert. Er wird bestehen bleiben, er ist Teil meines Seins geworden. Ich werde nie mehr „nicht Mutter sein“. Ich werde als Mutter sterben, selbst, wenn ich – und ich bete darum, dass Gott dies verhüten möge – älter als meine Kinder würde. Und so blicke ich dankbar und erwartungsvoll in meine Zukunft und schaue, was mein Mutter-Sein mit zunehmendem Alter wohl mit sich bringen wird. Denn ich bin sicher, dass das Mutter-Sein immer ein Auftrag und eine Aufgabe sind. Eine Aufgabe, die sich verändert und wandelt, und die mich wohl auch in Zukunft vor manche Herausforderung stellen wird …  

Bernadette Wailzer

 

Mag. theol. Bernadette Wailzer arbeitet als Seelsorgerin in einemCaritas-Pflegewohnhaus.

 

[1] ) Ich hatte das Glück und die Freude, mich nicht um existentielle Dinge sorgen zu müssen: unsere Kinder durften in die gehegte Umgebung einer Familie geboren werden. Dafür bin ich sehr dankbar, und oft denke ich, dass Mütter, die nicht wissen, ob sie die finanziellen Mittel aufbringen können, ihr Kind zu versorgen, und die ein Kind mit ihrem Job vereinbaren müssen, weil sie vielleicht allein stehend sind, in dieser Situation ein sehr schweres Los tragen. Ihnen sollten wir, wenn es irgendwie möglich ist, wirklich all unsere Unterstützung zukommen lassen.

 

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