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Die Welt positiv mitprägen

Dominik Johannes Wagner

 

Der Dienst als Diakon „fordert freilich so manches ab, vielmehr aber erfüllt er mich“, sagt Dominik Johannes Wagner, Diakon im Pfarrverband Vordernbergertal. 

 

 

Wann wussten Sie, dass das der richtige Weg für Sie ist? Gab es ein Berufungserlebnis?

 

Viele kleinere Entscheidungen und bewusst gesetzte Schritte haben hierhergeführt, wo ich heute bin. Am Beginn dieses geistlichen Weges stand das Erleben einer großen Begeisterung für Jesus und sein Evangelium. Damals war ich ein Sechzehnjähriger. Nach einer Wallfahrt zu einem Marienheiligtum in Norditalien setzte ich mich mehr mit unserem katholischen Glauben auseinander. Und da war ein Staunen, wie viel da drinnen steckt, was wir als Gesellschaft dringend brauchen: Trost, Orientierung, Halt, Inspiration …

 

Endgültig wusste ich erst Ende August 2019, dass der Weg zur Diakon- und Priesterweihe der richtige ist. Also sieben Jahre, nachdem ich mich ernsthaft auf den Weg gemacht habe, Jesus ganz nachzufolgen. Ich war damals gerade erst von einem Sozialeinsatz in Tansania heimgekehrt. Zum einen stand ich noch komplett unter dem Eindruck der hingebungsvollen Einsatzbereitschaft der gottgeweihten Frauen und Männer, die ich in Ostafrika erlebt habe. Ordensleute und Priester leisten dort Enormes. Neben der unmittelbaren Seelsorge bauen sie viel auf, was einem besseren Leben der Menschen dient. Etwa Schulen, Waisenhäuser und Krankenhäuser. Zum anderen ergaben sich zu dieser Zeit in Graz mehrere gute Gespräche mit älteren Priestern. Eine eigentlich unspektakuläre Begegnung mit diesen erfahrenen Männern der Kirche – wir saßen abends nach einer Wochentagsmesse zu fünft bei einer Flasche Wein – hat mich gelehrt: Diese älteren Männer strahlen nach vielen Jahren des priesterlichen Lebens eine tiefe Zufriedenheit aus. Sie sind bodenständig in ihrem Denken und haben weder das Lachen noch das Diskutieren verlernt. Als Gottgeweihte sind sie bis heute in Gott verwurzelt und ihrem Glauben treu geblieben. Das hat mir imponiert und mich ermutigt.

 

Wie fühlt sich Berufung an?

 

Am Beginn meines Berufungsweges erlebte ich oft ein Angesprochensein von der Person Jesus, ein Ergriffensein von seiner Botschaft und von seiner Lebenshingabe. In mir verspürte ich immer wieder die Sehnsucht, diesem Jesus ganz nachzufolgen – von Gott her den Menschen zu dienen und so mit vielen ernsthaften Christinnen und Christen die Welt positiv mitzuprägen. Was mich damals bewegt hat, motiviert mich auch heute noch. In unterschiedlichen Umständen, Begegnungen und Worten flammt diese Sehnsucht wieder auf. Erst neulich habe ich das erlebt, als mir ein Wort der jüdischen Gottsucherin Etty Hillesum (1914 – 1943) untergekommen ist: „Man möchte ein Pflaster auf vielen Wunden sein.“

 

Als Diakon wirke ich derzeit im Pfarrverband Vordernbergertal. Der Dienst fordert freilich so manches ab, vielmehr aber erfüllt er mich. Wie viel Freude und Segen doch auf einen zurückfällt, wenn man Menschen an Wendepunkten ihres Lebens begleiten darf! Was ich da alles erlebe! Da wird ein kleines Kind von seinen Eltern zur Taufe getragen. Da öffnen sich Fragende, Zweifelnde und Betrübte und suchen ein Gespräch. Da darf ich Brautleuten auf dem Weg zu ihrer Hochzeit beistehen. Da erzählt ein erfahrener Mensch in der Seniorenrunde aus seinem abenteuerlichen Leben. Da begegnet mir als Seelsorger im kranken Mitmenschen das Geheimnis des Lebens und des Leidens mit voller Wucht. Da darf ich Verstorbene auf ihrem letzten irdischen Weg begleiten und den Angehörigen Trost zusprechen. Da erlebe ich, wie engagierte Frauen beim Kinderfasching im Pfarrheim den Kindern einen unvergesslichen Nachmittag bereiten. Da bezeugt ein Mensch, wie ihn das Wort Gottes berührt hat. Ein anderer legt Zeugnis ab, wie viel Kraft er aus den Sakramenten schöpft. Da diskutiere ich mit interessanten Persönlichkeiten über gute Wege in die Zukunft. Da finden sich Menschen, die großartige Projekte der Nächstenliebe umsetzen. Da sitze ich gemeinsam mit dem Herrn Pfarrer in der Stille der eucharistischen Anbetung und denke darüber nach, was uns das Evangelium heute sagt. Ja, es fordert. Und ja, es erfüllt und begeistert mich.

 

Nachdem der Weg klar war: Wie sah der nächste Schritt aus?

 

Nach der HTL war zumindest so viel klar: Ich will der Idee, einen geistlichen Weg einzuschlagen, nachgehen. So habe ich den Schritt gesetzt, meinen Zivildienst in den steirischen Pfarren Pöllau, Pöllauberg und Seckau zu absolvieren. Damals wohnte ich – zusammen mit einem zweiten Zivildiener, der mittlerweile Benediktinerbruder ist – im Pfarrhof bzw. im Stift. Auf diese Weise konnte ich neun Monate lang Erfahrungen sammeln, Kirche erleben, Gott mehr Raum geben, mich im Evangelium vertiefen, über den christlichen Glauben diskutieren usw. Es war eine sehr wertvolle Zeit.

 

So wertvoll, dass ich mich am 7. Mai 2013 für das Studium der Katholischen Fachtheologie eingeschrieben und mir ein Zimmer in einer Studenten-WG reserviert habe, die von einem Ordensmann geleitet wurde. Zwei Jahre später bat ich, nach einer Zeit des Kennenlernens vieler geistlicher Gemeinschaften, um Aufnahme in das Priesterseminar unserer steirischen Diözese. Es ging also alles Schritt für Schritt und wohlüberlegt. Mit innerer Freiheit. Eine gute Hilfe dabei war stets die geistliche Begleitung.

 

Welchen Tipp würden Sie Suchenden mitgeben?

Bei meinem eigenen Suchen, beim Gehen meines geistlichen Weges, waren mir folgende sechs Ratschläge hilfreich. Vielleicht helfen sie auch anderen, die auf der Suche sind.

  • Das Zentrale an einer geistlichen Berufung ist die Gottesbeziehung. Wird sie nicht gepflegt, wird die Rede von der Nachfolge Christi zu einer leeren Floskel. Ohne sie verliert die evangelische Armut ihren Wert, kommt das Kreuz um seine Kraft. Such daher jeden Tag die Nähe Gottes – sowohl im betrachtenden Gebet als auch in der alltäglichen Arbeit. Lebe bewusst in der Gegenwart des Auferstandenen! Dann wird Dich der Heilige Geist führen und formen und befähigen.
  • Such viele konkrete Erfahrungen! Lerne vieles kennen – sei offen für Begegnungen und such das Gespräch mit (D)einem Pfarrer oder mit einer Ordensfrau. Mach ein paar Tage „Kloster auf Zeit“ oder verbringe eine Woche im Priesterseminar. Vergeude bei all dem nicht dein ganzes Leben, sondern tu es gezielt und setze Dir zeitliche Checkpoints. Gott möge Dir zu einer baldigen Klärung verhelfen.
  • Achte darauf, was Dir inneren Frieden gibt! Erhalte Dir dazu einen nüchternen Blick in Deiner Suche. Hör oft in Dich hinein und versuch zu erkennen: Worin besteht Deine tiefste Sehnsucht, was willst Du aus Deinem Leben machen? Was ist es, das Dich zum gottgeweihten Leben zieht? Erweist es sich als echt oder als Schein? Um diese Fragen zu klären, ist es hilfreich, sich einen erfahrenen geistlichen Begleiter zu suchen.
  • In meiner Priesterausbildung wurde oft betont: Um ein guter Priester werden zu können, gilt es, sich stets darum zu bemühen, ein guter Mensch und ein guter Christ zu sein. Es lohnt sich, stets an dieser Basis zu arbeiten. Egal wohin Dich Deine Suche letztlich führen wird: Strebe danach, ein reifer Mensch zu werden, der sein Leben auf die Reihe bekommt und ebenso gut eine Familie gründen könnte; strebe danach, ein glaubwürdiger Christ zu sein, der als Jünger Jesu lebt und die Welt entsprechend mitgestaltet.
  • Schau auf das Leben derer, die diesen Weg bereits gegangen sind! Das empfiehlt übrigens auch der Hebräerbrief: „Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!“ Du kannst Biographien von Heiligen lesen, das Hörbuch „Das ganz normale Wunder – 100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern“ anhören oder Dir die grandiose Lebensgeschichte von Pater Gereon Goldmann im Buch „Tödliche Schatten – Tröstendes Licht“ zu Gemüte führen. Letzteres zählt zu meinen absoluten Lieblingsbiografien. All diese Lebensgeschichten bezeugen die heilsame Dynamik des gottgeweihten Lebens. Anhand solcher Berichte stell Dir die Fragen: Kann ich mich damit identifizieren? Finde ich mich darin wieder? Will ich das auch? Oder zieht es mich eigentlich anderswo hin?
  • Last but not least: Gott will, dass Du Dich selbst entscheidest, aus der Tiefe eines freien Herzens. Er lässt richtig viel Spielraum, weil Er Dich als freien Menschen sehen will. Sein Ruf ist eine ernstzunehmende Sendung, aber mehr noch eine liebevolle Einladung.

 

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