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Ein existenzieller Ruf

Peter Pendl

 

 

Er ist 38 Jahre, kommt aus der Steiermark und studiert Geschichte, als ein Buch seinen Glauben an Jesus Christus weckt. Pendls Konversion vom Nicht-Glauben zum Glauben ist bereits mit einem Ordensruf verbunden. Seine Sehnsucht nach einem intensiven Gebetsleben führt Fr. Peter M. Pendl in den Karmel. Für Quo vadis? gibt er Einblicke in seinen inneren Wandlungsprozess.

 

Ein existenzieller Ruf

Meine Bekehrung – wenn ich das so nennen darf – erfolgte mit Anfang zwanzig, in der Zeit meines Studiums. Tatsächlich war es der Titel eines Buches, der etwas Entscheidendes in mir auslöste. Das Buch hieß „Jesus, unser Schicksal“. Es handelte sich schlicht um eine Predigt-Sammlung eines protestantischen Pastors der Nachkriegszeit. Entscheidend war, dass mit dem Lesen dieses Titels für mich eine innere Erfahrung verbunden war, die ich rückblickend nur als den „Ruf Jesu Christi“ interpretieren kann, ihm nachzufolgen. Und obwohl es hier zunächst „nur“ um meine Konversion vom Nicht-Glauben zum Glauben ging, ist auch meine Berufung zum Ordensleben in dieser Erfahrung bereits grundgelegt. Denn was eine solche Berufung zunächst auszeichnet, ist, dass der Anruf Gottes, der im Prinzip an jeden ergeht, sozusagen eine größere Intensität hat. Jeder ist berufen, Jesus Christus nachzufolgen, aber in einer Berufung zur „engeren Nachfolge“ wird dieser Ruf normalerweise radikaler erfahren – was dann dementsprechend auch zu einer radikaleren Antwort drängt. In meinem Fall zumindest empfand ich den Anruf als so stark – oder wie man heute gerne sagt „existenziell“ –, dass sich die Option Priester und/oder Ordensmann zu werden wie von selbst daraus ergab.

 

Erster Versuch

Wille und Wunsch, diesen Weg zu gehen, waren also recht früh da. Die Schwierigkeit bestand nun eher im Zweifel, ob ich dafür auch die persönliche bzw. spirituelle Reife mitbringe. Unmittelbar nach meiner Konversion hatte ich sie – wie könnte es anders sein – sicher noch nicht, weshalb ich mir zunächst einmal einige Jahre Zeit nahm, bewusst als Christ in der Welt zu leben. Als sehr hilfreich erwies sich in diesem Zusammenhang auch die Inanspruchnahme geistlicher Begleitung. Da nun aber der Wunsch in dieser Zeit nicht nachließ, sondern eher zunahm, kam irgendwann der Moment, in dem ich mir sagte, dass ich es – bei aller Ungewissheit bezüglich der „Erfolgsaussichten“ – einfach versuchen muss. Dieser „erste Versuch“ bestand in einem zweijährigen Aufenthalt bei den Kapuzinern, wo ich das Postulat und Noviziat absolvierte. Dass es zunächst dieser Orden war, der mich anzog, lag wohl daran, dass mich die schlichte Lebensweise der „Bettelorden“ grundsätzlich mehr ansprach als etwa die der monastischen Orden mit ihrem Schwerpunkt auf dem liturgischen Gebet. Als ich schließlich die Gelegenheit wahrnahm, im Kapuzinerkloster Salzburg eine Woche mitzuleben, empfand ich diese Erfahrung als so positiv, dass ich mich bald darauf, ohne lange zu zögern, um die Aufnahme ins Postulat bewarb.

 

Wagnis Stille

Die Zeit bei den Kapuzinern war sehr wichtig für mich, da ich hier erstmals die Gelegenheit hatte, im Bereich der sozialen Arbeit Erfahrungen zu sammeln. Allerdings spürte ich auch, dass meine Sehnsucht nach einem intensiveren Gebetsleben in Stille und Gemeinschaft dort nicht gestillt werden konnte. Und so entschied ich mich nach Ablauf von zwei Jahren, den Übertritt in den Karmel zu wagen. Diesen Orden kannte ich schon aus meiner Studienzeit in Graz ein wenig, doch erschien mir damals der karmelitische Lebensstil – mit seinen zwei Stunden Inneren Gebets pro Tag – als zu anspruchsvoll. Dank der Einführung ins Ordensleben, die ich bei den Kapuzinern erhalten hatte, bestätigte sich diese Befürchtung in der Realität jedoch nicht.

 

Es stimmt zwar, dass in diesen relativ langen Gebetszeiten äußerlich bzw. gefühlsmäßig meist nicht viel passiert, aber im Rückblick erkenne ich deutlich, dass Gott mit seiner Gnade gerade in dieser scheinbar „leeren“ Zeit wirkt und mich verändert. Hinzufügen möchte ich auch, dass der männliche Zweig des Karmel – im Gegensatz zu den Schwestern – keinen rein kontemplativen Lebensstil pflegt. Die Anbetung, die wir in der Stille üben, mündet – und das ist unserer Gründerin, Teresa von Avila, sehr wichtig – schließlich in den aktiven Dienst in und an der Kirche. Die klassischen Aufgabenfelder der Karmeliten sind geistliche Begleitung, das Anbieten von Exerzitien und Gebetsschulen, die Vermittlung der spirituellen Lehre unserer Heiligen, aber auch Aussprache und Beichte. Im Gegensatz dazu sind wir weniger in der Sozialarbeit oder auch in der Pfarrseelsorge engagiert.

 

Bin ich nun in den sieben Jahren, die ich nun bereits als Karmelit lebe, glücklich geworden? Ich für mich kann sagen, dass ich den Schritt nie bereut habe. Der Karmel mit seiner Mischung aus Aktion und Kontemplation ist meine geistige und menschliche Heimat geworden. Am 15. August 2021 habe ich in Linz die Feierliche Profess abgelegt. Gegenwärtig befinde ich mich in Toulouse (Frankreich), um hier ein weiterführendes Studium (Lizentiat) abzuschließen. Welche konkreten Aufgaben mich nach meiner Rückkehr nach Österreich erwarten werden, weiß ich noch nicht, doch freue ich mich bereits darauf, die „geistlichen Reichtümer“ meines Ordens an die Menschen weiterzugeben.

Frater Peter M. Pendl

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