Podcast & Projektmitarbeiter
Christopher Paul Campbell
Die Dichterin Greta Maria Pichler lebt in Wien: Das Floß der Medusa gleitet über eine aufgebrachte See, höchste Zeit, dachte sich da die 1996 geborene Südtirolerin Greta Maria Pichler, das pelagischen Element, das Meer, die perlmutterne Schale der See neu zu vermessen. In ihrem 2024 bei Matthes & Zeit in der Edition Rohstoff in Berlin erschienen Debüt „Salzwasser“ schenkt diese Dichterin uns allen – ihren Leser:innen – eine neue Methodik der Navigation.
Ihre Gedichte sind neuartige Instrumente, da ist z.B. der „Windspion: ich helfe bei den vorbereitungen, obwohl die / bedingungen nicht stimmen.“ Der Gedichtband „Salzwasser“ ist ein Lexikon für die weinrote See – „brötchentütennavigation“ finden wir dort, erhalten eine „progronose für eine gute wendung“ oder „bindige böden.“ Zugleich ist ihre Poesie rhythmisch raffiniert gebaut, voller überraschender Wendungen und von gleißendem Ideenreichtum. Das liegt daran, dass diese Dichterin sich auf eine außergewöhnliche Weise für fremde Texte interessiert. Als Redaktionsmitglied der Zeitschrift JENNY lernte sie die Produktion ihrer Zeitgenossen im Entstehen kennen. In der Übersetzung, die ihr ein großes Anliegen ist, dekonstruierte und spulte sie Texte der Anderen neu auf. Daher vielleicht auch der weite Blick, die große Umsicht, der tiefe Geist, den man in all ihren Versen wahrnimmt.
Viele kennen Greta Maria Pichler natürlich als Jurypreisträgerin des 30. Open mike. Greta war und ist gegenwärtig im Team von ZeLT, das europäische Zentrum für Literatur und Übersetzung mit Sitz in Brixen. Sie studierte an der Universität Wien sowie an der Angewandten im Bereich Sprachkunst.