Berufung finden
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Mag. Elisabeth Grabner
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Dreifacher Klang der Stimme Gottes
Der Ausdruck in der Überschrift stammt vom Jesuiten P. Josef Maureder, dem österreichischen „Experten“ für Berufungspastoral. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Menschen oft von Gott ein klares Zeichen erwarten, was sein Wille für ihr Leben sei. Auf dieses Zeichen warten sie vergeblich, weil Gott meist ganz anders spricht: Er lässt uns vor allem selbst die Wahlfreiheit! Er gibt uns nicht einen fertigen Weg vor, sondern verlangt von uns eigene Entscheidungen.
Meine Natur als Mensch
Der erste, tragende Klang der Stimme Gottes ist meine Natur als Mensch. Die Gnade baut ja, nach einem alten theologischen Grundsatz, auf der Natur auf. Welche Fähigkeiten habe ich also? Was sind meine natürlichen Voraussetzungen? Gott wird von mir keinen Weg wollen, auf dem ich dauernd die Zähne zusammenbeißen muss. Er will ja ein „Leben in Fülle“, und zwar schon hier und jetzt und nicht erst im Himmel.
Meine Sehnsucht
Der zweite, bewegende Klang seiner Stimme ist meine Sehnsucht. „Was suchst du?“, ist eine der häufigsten Fragen Jesu in den Evangelien. „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, lautete ein viel zitiertes Wort von Nelly Sachs. Das Bündel verschiedenster Sehnsüchte in unserem Inneren ist für die Wahl des passenden Lebensweges wichtig. Wir müssen unsere echten und tiefsten Sehnsüchte nicht verneinen – ganz im Gegenteil: Gott spricht auch darin.
Mein Gegenüber
Der dritte, aufrüttelnde Klang ist das Gegenüber und die mich umgebende Wirklichkeit. Was spiegeln mir andere Menschen, denen ich zurecht Vertrauen schenke? Oft spricht Gott auch durch eine berührende Erfahrung, die einen nicht mehr loslässt. Manchmal ist es eine Not der Welt, die mich zutiefst bewegt, oder die Begegnung mit einem Armen, so wie etwa beim hl. Franziskus von Assisi.
Manchmal wird dieser Dreiklang auch als Misston wahrgenommen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn meine Sehnsucht in eine andere Richtung zieht, als es mir von meiner Natur her möglich ist. Oder wenn die mich umgebende Wirklichkeit eine ganz andere ist. Ziel der begleitenden Berufungspastoral ist es nun, den möglichen Missklang in Einklang zu bringen: drei Töne, die durchaus weiterhin in Spannung zueinander stehen – und doch zusammenklingen.
Allen, die vielleicht gerade auf ein Zeichen Gottes warten, kann ich nur raten, auf seine Stimme hören zu lernen, in Dialog mit ihm zu treten und dann selbst zu entscheiden, wohin es gehen soll. Ein Berufungstagebuch oder die Inanspruchnahme einer geistlichen Begleitung können dabei ungemein hilfreich sein.
Stefan Kitzmüller, Franziskaner
Quelle: antonius 5/6 2018, Franziskanisches Magazin für Evangelisation und Leben
Zur Person
Stefan Kitzmüller wurde 1976 geboren und ist in St. Stefan am Walde (Mühlviertel, O.Ö.) aufgewachsen. Er ist gelernter Bauschlosser. Nach dem Präsenzdienst arbeitete er zwei Jahre im Planungsbüro seiner Lehrfirma. Dann holte er im Spätberufenen-Seminar „Canisiusheim Horn“ die Matura nach. 2004 trat er ins Noviziat der Franziskaner ein und studierte Theologie in Salzburg und Graz. 2010 legte er die ewige Profess ab, 2013 empfing er die Priesterweihe und absolvierte sein Pastoraljahr in Enns (O.Ö.). Nach einem Jahr der Mitarbeit in der Jugendpastoral der umbrischen Franziskaner leitet er jetzt den Aufbau des pastoralen Zentrums „La Verna“ für junge Menschen in Maria Enzersdorf.