"Ich habe meinen Platz gefunden."
Mitten im Leben – und doch nicht ganz angekommen. Sr. Erika Maria Radner war Lehrerin, hatte einen Partner und war kirchlich engagiert. Und trotzdem spürte sie: Da wartet noch etwas anderes auf mich. Mit 50 trat sie ins Karmelitinnenkloster in Maria Jeutendorf ein und sagt: „Hier kann ich alles geben, was ich habe.“ Im aktuellen Podcast „Orden on air“ spricht sie über ihre Suche, das Loslassen und das tiefe Ankommen im klösterlichen Leben.
Alles begann mit einer Sehnsucht
„Ich war von einer Sehnsucht getrieben, etwas ganz leben zu wollen“, sagt Sr. Erika. Das Gefühl war schon lange da, doch in der zweiten Lebenshälfte wurde es drängender – zu einer Zeit, in der andere längst „angekommen“ sind.
Auch Sr. Erikas Leben verlief in geregelten Bahnen: ein erfüllter Job, eine jahrelange Partnerschaft, Freunde – nach außen fehlte ihr nichts. Aber nach innen war viel Unruhe. „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich hier nicht bleiben kann, dass da noch was anderes auf mich wartet.“ Als die 50 immer näher rückten, und die Partnerschaft in die Brüche ging, wurde ihr klar: Sie muss sich dieser Sehnsucht stellen. Diese Entscheidung war der erste Schritt.
Ordensleben – warum nicht?
Wohin die Reise gehen sollte, war unklar. Doch dass sie dabei Hilfe brauchte, war offensichtlich. Ein Geistlicher Begleiter, ein Vertrauter noch aus ihrer Studienzeit, stand ihr bei. „Er fand die richtigen Worte und auf einmal wurde vieles leichter.“ Es stand eine Ordensberufung im Raum, „was zuerst überhaupt nicht meine Wunschvorstellung war“, gesteht Sr. Erika. „Ich habe aber bald gespürt: Ja, das könnte es sein.“ Sie nahm ein Sabbatjahr, ging viel in die Stille und besuchte im Juli 2015 das erste Mal die Karmelitinnen in Maria Jeutendorf. Sie spürte bald: „Hier läuft mein Leben an einem Punkt zusammen.“
Warum mit 50 sein Leben ändern?
Ein Jahr später trat sie ein. Ein mutiger Schritt, der auch Abschied von ihrem gewohnten Leben bedeutete. Nicht alle verstanden das. Oft kam die Frage: „Warum musst du noch was ändern? Es passt doch alles.“
Sr. Erika: „Es hat ja auch irgendwie gepasst. Aber ich habe gespürt, da wartet noch etwas anderes auf mich.“ Sie verlor Freundschaften – gewann aber Tiefe. „Nach außen hin ist meine Welt kleiner geworden, nach innen ist sie gewachsen. Als Ordenschristen schaffen wir hier Raum für Gott.“
Neues Leben im Kloster
Sie lebt mittlerweile seit fast zehn Jahren im Kloster. Das Ankommen war durchwachsen. Einerseits war die Freude groß, diesen ihren Platz gefunden zu haben und „damit endlich diese innere Unruhe losgeworden zu sein“.
Andererseits war das neue Leben eine Umstellung: Sie, die früher selbstständig ihren Alltag bestritt, musste nun vieles mit der Priorin oder den Schwestern absprechen. Sie, die früher alleine wohnte, lebte nun mit acht weiteren Ordensfrauen. „Wir sehen uns jeden Tag, leben auf engem Raum, da braucht es klare Kommunikation und Regeln.“ Es gab Situationen, in denen sie an ihre Grenzen geraten ist, aber durch Gespräche ließ sich vieles lösen. „Manches muss man auch aushalten lernen.“ So funktioniert das Miteinander.
Ein Ja in Leichtigkeit
Am 26. April 2025 hat Sr. Erika ihre Ewige Profess abgelegt und damit für immer „Ja“ zum Ordensleben gesagt. „Das Ja kam mit großer Leichtigkeit. Es war ein logischer, konsequenter Schritt der vielen Jahre davor.“
Wenig Berufungen – viel Vertrauen
Es gibt nur einen wunden Punkt: Der Nachwuchs fehlt. Auch wenn sich immer wieder Frauen für das Leben interessieren, ist noch keine geblieben. Wenn das in den nächsten fünf, sechs Jahren so bleibt, „müssen wir uns ernsthaft mit der Zukunft auseinandersetzen“. Sr. Erika betont auch: „Es soll nicht das bestimmende Thema sein. Wir sind hier, weil Gott uns hierher gerufen hat. Darauf vertrauen wir.“
Suche – Beratung – Vertrauen
In einer Welt, in der vieles unverbindlich ist, ist Sr. Erikas Schritt ein mutiger: Sie hat mit 50 ihr Leben trotz innerer und äußerer Zweifel nochmal umgekrempelt und ist heute mit 61 nach ihrer Ewigen Profess glücklich wie nie zuvor.
Es ist das Ergebnis einer Sehnsucht, die nie verstummte. Eines Menschen, der zuhört. Und des Vertrauens in die eigene Intuition. „Das Wesentliche wird einem geschenkt, das kann man sich nicht erarbeiten.“
Hier im Kloster weiß sie: „Ich habe meinen Platz gefunden. Hier kann ich alles geben, das ich habe.“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und Ordensmänner vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
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