Quo vadis?

 

 

Für seinen „Free Tattoo Walk-In“, bei dem man sich kostenlos ein religiöses Motiv tätowieren lassen konnte, hat das Begegnungszentrum „Quo Vadis?“ der Ordensgemeinschaften Österreich den zap:innovationspreis 2023 des Bochumer Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap) gewonnen. Damit werden Projekte ausgezeichnet, die für Aufbruch in der Kirche stehen.

 

„Kunst, Kreativität und Glaube geht unter die Haut – damit hat das Projekt begeistert und überzeugt“, erklärte die Jury bei der Preisverleihung auf der „dennoch. Konferenz für Neues in Kirche“ im deutschen Hannover. Es sei ein Türöffner für Glaubensgespräche mit jüngeren und älteren Menschen gewesen.

 

Free Tattoo Walk-In mit großem Medieninteresse

Im Rahmen eines „Free Tattoo Walk-In“ konnten Interessent:innen am 15. April 2023 aus einem Repertoire an christlichen Motiven auswählen und sich direkt vor Ort durch den renommierten Tattoo-Artist Silas Becks aus Stuttgart kostenlos stechen lassen. Am Vorabend der Tattoo-Aktion fand ein Gottesdienst für „bunte Menschen“ und eine Podiumsdiskussion über die kontroverse Stellung der Tätowierung im Christentum statt. Die Aktion steht in Zusammenhang mit einer jahrelangen Bewusstseinsbildung rund um die Tätowierung im Christentum, wozu auch Publikationen wie das Buch „Tattoo & Religion. Die bunten Kathedralen des Selbst“, Workshops und etliche Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum zählen.

 

 

Das Interesse nach der Ankündigung war enorm: Binnen kürzester Zeit gingen mehr als 400 Anmeldungen ein, wovon rund 35 Personen tätowiert werden konnten. Und auch für viele Medien im In- und Ausland waren die „kostenlosen Peckerln in der katholischen Kirche“ – wie es auf religion.orf.at hieß – eine gern aufgegriffene Story. Neben viel Zuspruch gab es für die Tattoo-Aktion freilich auch einiges an Skepsis bis hin zu offener Ablehnung mit der Androhung von Exorzismus dieser vermeintlich glaubensfernen Praxis. Wie Marius S. Binder aus dem Quo-vadis?-Team betont, war es den Verantwortlichen ein dringendes Bedürfnis, mit der Aktion „eine individuelle Form eines Glaubensbekenntnisses, die eine von vielen Ausdrucksformen persönlicher Frömmigkeit sein kann, zu ermöglichen.“

 

 

Dank gebührt daher auch den Kooperationspartnern der Aktion: Dem Canisiuswerk in Person von Elisabeth Grabner, Lukas Cioni und Rainer Manzenreiter, die die Tage in Form von Interviews, Videografie und Dokumentation begleiteten. Der Arzt Dr. Siegfried Binder war als medizinisches Backup anwesend und P. Thomas Vanek sowie P. Sandesh Manuel zelebrierten den Gottesdienst in der Ruprechtskirche.

 

Freude und Dankbarkeit

Der Innovationspreis wurde von Christopher Paul Campbell, dem Leiter des „Quo vadis?“, vor Ort entgegengenommen. Der Theologe mit amerikanischen und deutschen Wurzeln freute sich sehr über die Anerkennung und sah darin eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Mit dem „Free Tattoo Walk-In“ wollte er eine katholische Perspektive auf das heute alltäglich gewordene Phänomen von Tätowierungen ermöglichen, „die nicht auf Verbot und Ablehnung, sondern auf Freundlichkeit und Augenhöhe basiert“. Von Tätowiererinnen und Tätowierern ließe sich auch ein Respekt vor dem Körper lernen.

 

 

Gleichzeitig sei das Interesse an Spiritualität niemandem abzusprechen. „Es geht darum, die Zeichen ernst zu nehmen, die Menschen sich selbst geben“, so Campbell. Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass die Tätowierung mit ihrer Wucht der Erscheinung auch das Antlitz des Menschen mitverhandelt.“ Wichtig sei ihm auch gewesen, Anschluss an andere Rituale der Kirche zu finden – etwa durch den begleitend angebotenen Tattoo-Gottesdienst und einen dort gespendeten Tattoo-Segen mit eigens formuliertem Wortlaut: „Gott offenbarte sich in Namen und Zeichen. Er erlöste uns eingeboren und gezeichnet. So seist du gesegnet. Amen“ (bzw. „Deus se nominibus et signis revelavit. Ipse nos redemit natos et insignivit. Sic benedictus sit tibi. Amen.“).

 

„Eckstein“ einer modernen Kirche

Als Symbol für die Auszeichnung erhielt Christopher Paul Campbell als offizieller Vertreter des Quo vadis? einen würfelförmigen „Eckstein“ des Künstlers Anno Weihs. Das in den Betonwürfel eingelassene, vergoldete Holzkreuz besteht aus dem Holz von alten, zurückgegebenen Kreuzen und soll einen „glanzvollen“ Neubeginn symbolisieren.

 

Kirchlicher „Think-Tank“

Das zap gehört zum Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und versteht sich als Think-Tank für den kirchlichen Wandel. Als eines der größten und bekanntesten theologischen Institute im deutschsprachigen Raum hat sich das zap darauf fokussiert, akademische Zugänge mit praktischen Umsetzungen zu koppeln und die Organisation „Kirche“ als Ressource stark zu machen.

 

Mit dem zap:innovationspreis sollen Projekte prämiert werden, die als Treiber von Innovation gelten und die Kirche dadurch nach vorne bringen. Prof. Dr. Matthias Sellmann, Leiter des zap, über die Beweggründe: „Unser Ziel ist es, innovative Projekte in den Fokus zu stellen. Denn Kirche ist vielfältig, kreativ und inklusiv. Das möchten wir mit unserem Preis betonen!“ Nach 2017 und 2021 wurde der Preis heuer zum dritten Mal verliehen.

 


 

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