Erfülltes Leben durch tiefe Beziehung zu Jesus

 

Ein Leben in Enthaltsamkeit, ohne Partner:in oder Familie, ist für viele Menschen schwer vorstellbar. Das Thema Pflichtzölibat sorgt daher in- und außerhalb von Kirchenkreisen immer wieder für Gesprächsstoff. Auch durch die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus. In einem Interview im März meinte er, eine Aufhebung der bisher geltenden Regelung sei nicht mehr ausgeschlossen.

 

Dornbirn  am 15.3.2021  Kirche Vorarlberg, Portraits, Dioezese Feldkirch, Fototermin Dornbirn Pfarrhof St. Martin

 

Die Ehelosigkeit in der westlichen Kirche hält Papst Franziskus für „eine zeitlich begrenzte Vorschrift“, die, anders als die Weihe, keinen ewigen Charakter habe.

 

Dabei gibt es bereits Ausnahmefälle, in denen die katholische Kirche verheiratete Kleriker zulässt. Beispielsweise in den Ostkirchen oder für Priester, die mit ihrer Ehefrau aus einer evangelischen oder anglikanischen Kirche übergetreten sind. Außerdem für verheiratete Diakone, die allerdings keine Priester werden können.


Aus weiblicher Sicht Beim Thema Zölibat steht meist das Priesteramt im Vordergrund. Dabei betrifft die Verpflichtung zu einem enthaltsamen Leben Ordensfrauen in gleichem Maße. „Ich schätze ihn (den Zölibat, Red.) hoch, weil ich ihn persönlich lebe und dabei ein sehr erfülltes Leben mit einer tiefen Beziehung zu Jesus Christus habe“, so Äbtissin M. Hildegard Brem der Abtei Mariastern-Gwiggen. Sie gibt jedoch zu bedenken, dass ihn so manche Priester nur in Kauf nehmen, aber nicht bewusst wählen.

 

 

Das ist bei einer so tiefgreifenden Entscheidung ihrer Meinung nach zu wenig. „Darum wäre ich einverstanden, dass er für Priester freigestellt wird. Man könnte auch damit beginnen, Priester, die ihr Amt nur wegen einer Ehe aufgegeben haben, wieder zum priesterlichen Dienst zuzulassen, ebenso vielleicht manche verheiratete Diakone.“

 

Eng verbunden mit der Diskussion rund um den Zölibat ist auch die Frage, ob eine Abschaffung dazu führen könnte, dass wieder vermehrt junge Frauen und Männer sich in den Dienst der Kirche begeben. Äbtissin Hildegard Brem meint: „Kurzfristig ergibt sich dadurch sicher eine gewisse Entlastung der seelsorglichen Situation. Langfristig aber wird sich die Lage nur dann bessern, wenn es uns gelingt, viele Menschen zu einer persönlichen Christusbeziehung und einem authentischen Leben aus dem Glauben hinzuführen. Dann werden sich auch heute genügend Menschen für den priesterlichen Dienst melden, mit oder ohne Zölibat.“

 

Segensreich und erfüllend Die deutsche Ordensfrau und Buchautorin Philippa Rath spricht sich in einem Artikel der Katholischen Presseagentur dafür aus, die verpflichtende Ehelosigkeit für Priester in der katholischen Kirche freizustellen. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf
einen Text aus dem Synodalforum „Priesterliche Existenz heute“ des deutschen „Synodalen Weges“. Hier werde „das Segensreiche, Erfüllende und Sinnstiftende“ eines zölibatären Lebens gewürdigt. Dies könne sie als Benediktinerin mit ihrem Leben bezeugen.

 

Freiwillig und in Gemeinschaft „Das Entscheidende aber ist, dass wir Ordensleute den Zölibat freiwillig und in Gemeinschaft leben. Viele Priester dagegen haben ihn als notwendiges Übel in Kauf genommen. Wenn ich die vielen vereinsamten Priester sehe, bin ich erschüttert. Andere führen ein Doppelleben. Das stelle ich mir genauso belastend vor.“ Die Kirche werde es immer geben, „weil die gute Botschaft Jesu bleibt und immer aktuell ist“, so Schwester Philippa. „Aber die Gestalt der Kirche wird sich verändern. Viele althergebrachte Formen sind dabei zu zerbröckeln. Dann kann Neues entstehen.“

 


 

Mutter Hildegard Brem ist Äbtissin der Abtei Mariastern- Gwiggen und Ordensreferentin des Bischofs.

 


Dieser Artikel stammt von Mutter Hildegard Brem und ist im Vorarlberger KirchenBlatt vom 27. April 2023 erschienen.


 

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