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1. September2022 – Donnerstag der 22. Woche im Jahreskreis
Auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. (Lk 5,5)
Dieses Bibelwort erzählt von der Jüngerberufung. Der Apostel Petrus sagt dieses vertrauensstiftende Wort trotz aller Erfolglosigkeit und Resignation. Die Jünger sind müde, mutlos, bis zu dem Moment, an dem der Herr zu ihnen ins Boot steigt. Allein können sie es nicht schaffen.
Eine Erzählung, die sich vielfach bewahrheitet, in der Geschichte der Kirche und auch heute. Müdigkeit, Resignation, Mutlosigkeit, Fantasielosigkeit als bestimmende Faktoren. Sie haben die ganze Nacht gearbeitet, sind hinausgefahren, haben sich abgemüht und doch ist nichts geblieben. Sie haben Konzepte entworfen, Neues geplant, nichts unversucht gelassen, sie wollten begeistern, waren fit in vielen Lebensbereichen, aber sie haben ihn am Ufer zurückgelassen.
Sie haben ihn nicht ins Boot geholt. Diesem Widerspruch müssen wir uns auch heute als Kirche stellen. Wir können viel tun, aber ohne ihn tun wir nichts. Wir können viel reden, aber ohne sein Wort dreschen wir unsere Floskeln. Wir können fragen, aber ohne seine Ermutigung reiben wir uns auf.
Vielleicht trifft das geistliche und kirchliche Berufe besonders. Wer möchte als Priester, Diakon, Ordenschrist, Pastoralassistentin und Pastoralassistent, als Religionslehrer und -lehrerin in ein sinkendes Schiff steigen?
Ermutigen kann nur, wer ihn in sein Tun einplant, und Mut wächst dort, wo sein Wort gehört wird, Begegnung geschieht. Berufung heißt auch: Kann ich mich auf ihn verlassen, trotz aller Wellenschläge meines Lebens? Es ist gut, dass die Kirche auch diese demütige Erfahrung machen muss.
6. Oktober – Hl. Bruno – Mönch, Einsiedler, Ordensgründer
Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis. (Phil 3,14)
Berufsziele und Lebensziele sind nahezu obsolet geworden. Studierende, besonders wenn sie Theologie, Philosophie, Psychologie oder Ähnliches studiert haben, habe ich als Studentenseelsorger häufig gefragt: „Was möchten Sie einmal werden?“ Heute würde ich ergänzen: „Wer möchten Sie einmal sein?“
Vieles ist fragwürdig geworden und viele halten die wirklichen Fragen nur ganz schlecht aus, zu vieles ist hinterfragt. Wohin geht die „Reise“ meines Lebens? „Ich habe das Ziel vor Augen, aber ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon erreicht habe. Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.“ Diese paulinische Lebenserfahrung kann nur wachsen, wenn Blindheit, Ichbezogenheit und Selbstüberschätzung überwunden werden. Auch Paulus konnte erst ein Sehender werden, nachdem er dem Sehenden begegnet ist.
Menschen wie der hl. Bruno, Ordensgründer und Einsiedler, und viele andere Frauen und Männer in der Kirche hatten ein großes Ziel vor Augen: Sie wollten die Kirche voranbringen, sie aus den Angeln der Bequemlichkeit und Selbstgenügsamkeit heben und sie haben die Kirche vom hohen Ross der Überheblichkeit und Ziellosigkeit gestürzt. Von Christus ergriffen sein, von ihm ergriffen werden – ob das nicht die Perspektive und das Ziel auch der Berufenen sein müsste? Vorbei sind die Ausreden und das Selbstmitleid, angesagt sind mutige Perspektiven!
Manchmal verstehe ich sie nicht mehr,
Deine Kirche und vieles, was wir aus ihr gemacht haben.
Wir sagen: Sie ist mittendrinn!
Aber wo eigentlich, im Leben oder in ihren Strukturen?
Wir sagen: Sie ist bei den Menschen!
Aber bei welchen Menschen?
Und manchmal tun und reden wir,
als wäre sie, Deine Kirche, das Ziel.
Lass uns wieder erahnen,
dass Du das Ziel bist
und die Berufung,
die uns allen geschenkt ist.
P. Karl Schauer
ist Diözesanbeauftragter für Berufungspastoral in der Diözese Eisenstadt.