Wer ist Petrus Canisius?

Wanderer zwischen den Welten

Sein Name ist geläufig, sein Katechismus, der über Jahrhunderte die Glaubensverbreitung prägte, ebenso. Was verbirgt sich hinter dem 1925 Heiliggesprochenen?

 

Petrus Canisius – Wanderer zwischen den Welten. Biografie von Mathias Moosbrugger, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2021, 288 Seiten, € 27,95.
 

 

Der Theologe und Historiker Matthias Moosbrugger nimmt den Leser auf eine Wanderung mit, auf der man den „Wanderer zwischen den Welten“ begleitet. Nicht immer in chronologischer Abfolge erfolgt eine Zusammenschau von Schlaglichtern auf das Leben der eindrucksvollen, kantigen, engagierten und widersprüchlichen Persönlichkeit.

 

Das Leben des jungen Peter Canis, der sich dem Wunsch des Vaters verweigert, Kaufmann zu werden und damit das Familienerbe weiterzutragen, zeigt einen ersten Einblick in die Persönlichkeit des Petrus Canisius.  Derselbe wird später als Jesuit im damals noch jungen Ordnen Aufträge des Kaisers Ferdinand I. annehmen und – so gut es geht – ausführen. Aber er wird dem Kaiser auch strikt widersprechen, wo es ihm sein Gewissen in theologischen Belangen diktiert, auch wenn es ihm schlaflos Nächte bereitet.

 

Höhen

Es ist eine gemeinsame Wanderung, auf die sich der Leser begibt, die auch das gesamte Spektrum von Wanderungen mit sich bringt: lichte Höhen, wenn der Patrologe Canisius Bücher über Bücher zu den Kirchenvätern herausgibt und monumentale Ergebnisse, als der Katechismus das unumstrittene Unterrichtsmaterial in der katholischen Erziehung – und weit darüber hinaus – wird.

 

Beschwerlicher wird es für Petrus Canisius, als er - konfrontiert mit der protestantischen quellenkritischen „Magdeburger Centurienschrift“  – diese gegen seinen Wunsch argumentativ bekämpfen soll. Er scheitert, erst Theologen, die ihm nachfolgen, finden hier die richtigen Worte. Aber der von ihm beschrittene Umweg führt auf andere Gipfel der patrologischen und marianischen Theologie.

 

Herausragend und überzeugend

Worte sind grundsätzlich seine ureigenste Domäne: nicht nur als Autor und Herausgeber, vor allem als begnadeter Prediger. Seine  Überzeugungskraft und seine Energie lassen ihn auch zum Baumeister der Niederlassungen des Jesuitenordens in Deutschland werden – da kennt der Wanderer nur das Ziel und seine Ausdauer.

 

Wichtige Nebenroute

Die Wanderung führt auch in - wichtige - Nebenrouten, etwa die Rolle von Petrus Canisius als Konzilstheologe, wo das Konzil von Trient ins Scheinwerferlicht der Reichsstabilisierung durch Ferdinand I gerät. Ist er dort eine Randfigur? Aber wo wäre die Kommunion in beiderlei Gestalten, ohne die mutigen Worte von Petrus Canisius für die Kelchkommunion, diesmal gegen seine Jesuitischen Brüder?

 

Finstere Taler

Dann gibt es noch Wege durch finsterste Täler: sein Schreibtischtätertum in der Hexenverfolgung, die auf seiner irrationalen Angst vor Hexen und auf seinem Hexenglauben beruht. Aus der hitzigen Zeit des 16. Jahrhunderts irgendwie verständlich, aber katastrophal für viele Menschen: eine Erbarmungslosigkeit, die auch auf Ablehnung innerhalb der damals noch jungen Jesuitengemeinschaft gestoßen ist.

 

Widersprüchliche Persönlichkeit

Wie ein Bergführer auf vielen Routen unterwegs, kann das Buch kein abschließend stimmiges Gesamtbild von Petrus Canisius bringen. Wie sollen auch die unglaublichen Verdienste um den Glauben, die Verbreitung und Lehre, dutzende Auflagen theologischer und katechetischer Bücher, theologische Wissenschaft höchster Güte gegen finsteren Hexenwahn und die Schaffung argumentativer Grundlagen in der Hexenverfolgung gegengerechnet werden?

 

Aber das Buch öffnet auch die Augen, um in alldem den Blick auf das Heilige in Petrus Canisus und in seinem Leben zu schärfen; Die Wanderung zwischen den Welten ist tatsächlich eine - weit über die Lebenszeit von Canisius hinausgehende - Jahrhunderte umspannende Reise, die mit jeder Seite das Interesse noch mehr weckt, sich mit dieser großen Persönlichkeit der Renaissance tiefergehender zu beschäftigen. Sie wirkt bis ins Heute hinein und durch sie wird vieles in der aktuellen Theologie, Katechese und in der Kirchengeschichte nachvollziehbar und verständlicher.

Felix Fibich

 

 

 

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