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Der Vorarlberger Ordenstag am Pfingstdienstag in Rankweil war geprägt von fröhlichen Begegnungen und spirituellem Tiefgang.
Ein Ordenstag ist ein Einkehrtag, der allein schon in den verschiedenen Ordenskleidern die unterschiedlichen Spiritualitäten zeigt. Der neue Vorsitzende der Vorarlberger Ordenskonferenz, P. Thomas Felder FSO, und die neue stellvertretende Vorsitzende, Sr. Rita-Maria Schmid SSC, konnten viele verschiedene Ordensgemeinschaften an diesem Tag begrüßen.
Angefangen von ihren eigenen Orden, der geistlichen Familie „Das Werk“, die sehr zahlreich vertreten war, und die Klaraschwestern, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen in Vorarlberg feiern können, über die Gaißauer, die Hedwig- und Herz-Jesu-Schwestern, die Redemptoristinnen, die Frohbotinnen, die Benediktiner, die Kapuziner, die Franziskaner bis hin zu den Dominikaner:innen, Zisterzienser:innen und den Steyler-Missionaren. Dieses Jahr wurde der Ordenstag bewusst in Rankweil gefeiert, damit die Karmelitinnen in ihrer Klausur im Karmel an der Eucharistiefeier teilnehmen konnten.
Leibliches und geistiges Wohl
Gestartet wurde wie gesagt mit der Heiligen Messe im Karmel. P. Toni Witwer SJ umriss das Ordensleben in seiner Predigt als Geschenk und – was für eine Fügung – auch das Tagesevangelium war der Nachfolge gewidmet, ging es doch um das Wort Jesu, dass die Jünger:innen das Hundertfache empfangen werden: „Jetzt in dieser Zeit Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben“ (Mk. 10,30). Anschließend begaben sich die Ordensleute vom Karmel zur Pfarrkirche St. Josef, wo es im Josefisaal ein zünftiges Mittagessen – wahlweise vegetarisch – gab. Beim Essen wurde angeregt geplaudert und gelacht. Nach der leiblichen Stärkung folgte die spirituelle Erbauung. P. Toni Witwer SJ sprach zum Thema: „Die Bedeutung der evangelischen Räte im Hier, Jetzt und Heute.“
Der renommierte Uni-Professor an der Gregoriana in Rom, der nun in Graz wohnt und Vorarlberger Wurzeln hat, zentrierte seine Ausführungen um den Begriff der Liebe: „Es geht darum in der Liebe zu Jesus Christus zu wachsen. Die Liebe ist das Grundlegende. Die Haltung der Liebe muss nach außen erkennbar werden. Die Liebe muss konkret werden und sich zeigen in der je größeren Ähnlichkeit mit Jesus Christus.“
Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam
In den Anfängen der Kirche entwickelte sich die Verwirklichung der Nachfolge in verschiedenen Stufen. Angefangen von der Ehelosigkeit über die Armut der Bettelorden bis hin zum Gehorsam wie ihn Ignatius von Loyola einbrachte. Die Armut sieht Pater Toni Witwer SJ als Weg zur Dankbarkeit und innerer Freude. Die passende Bibelstelle dazu findet er in Sprüche 30,8-9: „Gib mir weder Armut noch Reichtum, nähre mich mit dem Brot, das mir nötig ist, damit ich nicht, satt geworden, dich verleugne und sage: Wer ist denn der Herr?, damit ich nicht als Armer zum Dieb werde und mich am Namen meines Gottes vergreife.“ Die Charakteristika des armen Menschen gemäß des Evangeliums sind demnach: Die Fähigkeit alles mit tiefer Dankbarkeit zu empfangen, das Erbitten aller Dinge von Gott und das Bitten Gottes für andere.
Mut zur Unzeitgemäßheit
Der Begriff der „Keuschheit“ ist in unserer sexualisierten Welt, die vom Ordensleben nur in unhaltbaren Klischees denken kann, sehr unzeitgemäß. Trotzdem ist er einer der Evangelischen Räte, die hier und heute von Ordensleuten gelebt werden: „Keuschheit ist keine Leugnung der Leiblichkeit oder der Sexualität, sondern meint vielmehr eine Dankbarkeit und tiefe Wertschätzung des Leibes und der Sexualität als einer Kostbarkeit. (...)“ Weiters gibt der Jesuit zu bedenken: „Wo die Wertschätzung fehlt, kommt es leicht zu Missbrauch.“
Sehr schön ist die Verknüpfung der göttlichen Tugenden mit den Evangelischen Räten: Die Armut entspricht der Hoffnung, die Ehelosigkeit der Liebe und der Gehorsam dem Glauben. Im Gehorsam ist die Freiheit wichtig, in der Armut das Vertrauen, das Gott uns unser tägliches Brot schicken wird. Der Keuschheit wird die Liebe zugeordnet. In der bekannten Stelle des Hohen Liedes der Liebe im Korintherbrief heißt es: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“
Ein Einkehrtag, der in die tiefe führt
Zum Abschluss dieses tiefsinnigen und bedeutungsreichen Tages versammelten die Schwestern und Brüder sich in der Pfarrkirche St. Josef und feierten eine Maiandacht, die von der vorigen Vorsitzenden der Ordenskonferenz, Mutter Hildegard Brem, vorbereitet worden war. Sr. Maria von den Dominikanerinnen in Bludenz spielte Harfe und der schlichte Gesang ging besonders ans Herz.
Besonders war auch ein Dialog zwischen Sr. Anastasia und Carmen Frank (50), die zur Zeit ein Ordensjahr in der Zisterzienserinnen-Abtei Mariastern-Gwiggen in Hohenweiler macht. Es war beeindruckend wie sich die beiden Frauen an das Geheimnis Gottes in Frage und Antwort herantasteten. Ein sehr schöner Tag, auch für jemand, der nicht in einem Orden lebt. Ich würde sagen: Ein richtiger Einkehrtag, der in die Tiefe führt.
Dieser Artikel stammt von Wolfgang Ölz und ist im Kirchenblatt Vorarlberg erschienen.