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DIÖZESE Eisenstadt
P. Mag. Karl Schauer OSB
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Segen wünschen und zusagen, zum Segen werden und ein Segen sein, den Segen Gottes erbitten, damit die Fülle des Guten im Leben lande, ist mehr als alle gut gemeinten Wünsche, die in den Tagen der Zeitenwende gesagt werden. „Alles Liebe“, „alles Gute“, „viel Gesundheit“, „viel Gück und Freude“, ein Umarmen, sich Zuwenden, ein aufmerksamer Blick, Wohlwollen, ein kleines Versprechen – all das kann ein Segen sein.
Segnen ist nicht nur eine fromme Geste, Segen ist ein Geschenk. Er lässt aufleben, hoffen, aufrichten, Zukunft bauen und Gegenwart bestehen, er lässt leben und Untergänge überwinden. Wer segnet, spricht Bleibendes zu und wer Segen empfängt, wächst über sich hinaus. Wer zum Segen wird, ist Gott gleich: Zuwendung, Nähe, Gegenwart, Schutz, Hoffnung, Lebenskraft, Zuversicht, Liebe – all das sind keine Fremdwörter mehr, keine Billigangebote, keine überholten Floskeln. Der Segen ist eine Abrüstung der Sprache der Verunglimpfung und buchstabiert Heil. Wenn es Gott gibt, wie es ihn gibt, als den Menschgewordenen, Gekreuzigten und Auferstandenen, der uns auch am Ende aller Zeiten nicht im Stich lassen wird, dann setzt er immer den Anfang, der einmal zum Ziel werden wird.
Der Aaronitische Segen ist uralt, er wurde – so berichtet die Tradition – Mose und Aaron von Gott geoffenbart und den Söhnen, den Priestern und Hohenpriestern zum Segen für das ganze Volk Israel aufgetragen. Der jüdische Tempelgottesdienst und die häusliche Sabbatfeier, der evangelische Gottesdienst seit Martin Luther und die römische Messe beim Schlusssegen an Sonntagen sprechen diese Segensformel, die das gemeinsame Erbe eines sich verschwendenden Gottes aussagt. Der Segen redet von Gott, der die Erinnerungsspur seiner biblisch bezeugten Offenbarung in unser Leben einschreibt. Nicht nur der Mensch fragt nach Gott, sondern Gott fragt nach dem Menschen, der Mensch wird zum Objekt der Frage Gottes: „Adam, Mensch, wo bist du?“ Diese Frage Gottes zu hören, könnte zum Segen für die ganze Menschheit werden. Mensch, wo bist du mit all dem, was dich entlarvt, dich groß und gottähnlich macht und mit dem, was dich zur Karikatur des Menschen macht? Wendezeiten zum Ende und Anfang eines Jahres sind unsichere und heilige Zeiten zugleich, auch diese können zum Segen werden für Tage und Jahre, ein Leben lang, immer dann, wenn der Mensch von der alles bestimmenden Wirklichkeit der Liebe Gottes ergriffen wird und sich ihm hingibt.
Gebet
Gott,
ich suche dich, dass du mich findest.
ich rufe dich, dass du dein Schweigen brichst,
ich höre auf dich, dass du redest,
ich frage dich noch immer
und du antwortest nicht.
Amen.
Pater Karl Schauer OSB