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DIÖZESE Eisenstadt
P. Mag. Karl Schauer OSB
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Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden werden“, schreibt der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Das gilt für das eigene Leben, für Epochen und geschichtliche Ereignisse, für Kulturen und Religionen, für Philosophien, für politische Entwicklungen, für Staatsmänner und Staatsfrauen, für Kriege und Frieden. Auch für die Kirche, für ihre Theologen und für den Glauben an Gott. Der Gott Jesu Christi, der Gott der Propheten, Väter und Mütter, der Gott der Berufenen, der Gott seines Volkes ist kein geschichtsloser und kein gesichtsloser Gott, sondern einer, der sich in unsere Geschichte einschreibt. Er entwirft Zukunft und Verheißung, er offenbart sich in der Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen, im Glück und in der Bedeutungslosigkeit, in Nähe und Abwesenheit und im Sterben des Menschen. Auch darüber muss geredet werden.
Die Novembertage erzählen Lebensgeschichten bei den Gräbern unserer Toten. Sterben und Tod werden immer öfter ausgelagert, isoliert und privatisiert, Begräbnisse werden zu einer privaten Angelegenheit reduziert und dem Dank und der Trauer vieler entzogen. Für unsere Vorfahren war der Tod nicht nur ein persönliches Schicksal, sondern ein öffentliches Ereignis, das gemeinschaftlich verarbeitet wurde. Leben und Tod wurden geteilt, mitgetragen, erzählt und kommentiert. Um diese Erzählungen ist es stumm geworden. Das Handy mit dem Mitteilungsbedürfnis der aufgezwungenen Lebensmomente kann die neue Armut nicht ersetzen. Die Schließfächer des Lebens werden noch fester versperrt, viele leben in den Blasen ihrer Sonderwelten, die Unterscheidung zwischen wirklich und virtuell, zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen bedrohlich und behütend ist beliebig und undurchschaubar geworden. Und doch: Keiner lebt sich selber und keiner stirbt nur für sich! Und was das mit Christsein und christlicher Berufung zu tun hat?
Gebet
Lass mich hören
auf Dich und die Menschen.
Dein Wort schafft Leben,
es ist Mensch geworden.
Lass mich leben auf Dich hin
und für alle,
die hören, staunen und suchen.
Pater Karl Schauer OSB