• Ausgabe 5-6 / 2015

    FAMILIE LEBT

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Unsere Themen im Jahr 2015

Sehnsuchtswert Familie

Der Familienrealität gilt es wertschätzend gegenüberzutreten, rät der Ehe- und Familienseelsorger Reinhold Ettel.

 

Kinder wünschen sich von ihren Eltern Vertrauen und Geborgenheit. Ehepartner ersehnen sich eine verlässliche Beziehung, in der jede/r sich beim anderen mit den Stärken und auch mit den Schwächen angenommen erlebt. In vielen Umfragen sprechen junge Menschen ihre Erwartung für eine beständige Familie aus. Familie ist für sie ein hoher Wert.

 

Wer von dieser Sehnsucht spricht, wird rasch abgestempelt, als würde er von der allzeit
heilen Familie sprechen. Aber diese „traditionelle“ Form der Familie ist keineswegs
der statistische Normalfall. Eine Vielfalt von Familienformen ist Realität. Als Seelsorger
liegt mir viel daran, hier nicht zu werten, sondern zu respektieren und zu ermutigen. Wertschätzen bringt mehr als nörgeln.


In den Werten gestärkt
Oft wird lange und zäh um eine eheliche Beziehung gerungen, bevor die beiden zur Entscheidung kommen, nicht mehr miteinander „in Frieden“ leben zu können. Sie sehen ihre Beziehung gescheitert; ihr Traum von einem Leben in Treue ist zerbrochen. Und (fast) immer ist es ein schmerzlicher Einbruch ins Selbstvertrauen. Auch die Kinder sind belastet, wenn sich die Eltern nicht mehr verstehen und deshalb trennen. Aber es kann für die Kinder entlastender sein, nicht länger mit anhaltenden Konflikten der Eltern leben und heranwachsen zu müssen.


Ich will anerkennen und schätzen, wenn Alleinerziehende sich für und mit ihren Kindern
um ein aufmerksames, lebensfreudiges Familienleben sorgen und bemühen. Nicht der
Blick auf die „Defizite“ hilft, etwa wenn ein Elternteil kaum erlebt wird. Viel mehr ermutigt
und gibt Hoffnung, wenn all die Werte, die in so einer Familie gelebt werden, angesprochen und bestärkt werden.


Förderliche Freundschaft
Ähnlich ist es bei der Vielfalt von „Patchwork-Familien“: Eltern haben sich getrennt und sind geschieden. Dann gehen die Mutter, der Vater oder beide wieder neue Beziehungen
ein. Sie heiraten und damit gibt es für die Kinder neue Bezugspersonen. Anfangs sind die Kinder oftmals irritiert, hin- und hergezogen zwischen etwa dem leiblichen Vater sowie dem neuen Partner der Mutter. Der „Neue“ wird vielleicht als „Eindringling“ erlebt.

Hier zeigen die Erfahrungen, dass klare Regeln hilfreich sind. So wird der neue Partner
nicht die Rolle eines Vaters einnehmen. Der leibliche Vater bleibt der eigentliche Vater
und ist als solcher in der Regel zu achten. Es ist zu wünschen, dass ein Vertrauen zwischen dem Kind und dem „Neuen“ wächst und sich eine förderliche Freundschaft entfaltet. In gleicher Weise gilt es für die leibliche Mutter und eine neue Partnerin des Vaters.


Es zählt zu den schmerzlichen Erfahrungen der Gegenwart, dass die Zahl der Scheidungen wächst – damit auch die bedrückenden Auswirkungen für die betroffenen Frauen und Männer und auch deren Kinder. Jungen Erwachsenen fällt es nicht immer leicht, sich selbst zuzutrauen, dass sie an ihrer Beziehung arbeiten können und sie durchhalten werden, wenn ihre „Vorbilder“ anderes bekunden.


Achtsam im Alltag
Gerade als Christ halte ich es für berechtigt, auch an die Möglichkeit des Scheiterns zu
denken. Deshalb muss in einer Ehe die Beziehung immer neu gestärkt werden. Von
selbst wird keine Beziehung besser; wohl aber kann sie von selbst schlechter werden.
Es kommt auf die alltägliche Achtsamkeit an. In der Pastoral und in der Politik liegt eine
hohe Verantwortung, dass Familien und Partnerschaften mit ihren beständigen Beziehungen unterstützt und gefördert werden. Bei der Pastoral liegt es auch, dass Menschen, die einmal „gescheitert“ sind, nicht resignieren, sondern angenommen und aufgerichtet ihren Weg weitergehen können. Jesus gibt dafür mit seinen Worten und seinem Verhalten viele Beispiele.

                                                                                                         Reinhold Ettel SJ

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